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Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie

Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie - auch psychodynamische Psychotherapie - entwickelte sich ab etwa Mitte des 20. Jahrhunderts aus psychoanalytischen Behandlungstechniken heraus. Insbesondere die Verkürzung der sehr langen psychoanalytischen Behandlungen und eine aktivere Haltung des Therapeuten waren Triebfedern verschiedener Psychotherapeuten, die die Grenzen der klassischen Psychoanalyse erkannten. So sind wesentliche formale Unterschiede zwischen Psychoanalyse/psychoanalytischer Psychotherapie und tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie

  • das Einander-Gegenüber-Sitzen von Patient und Therapeut,

  • die in der überwiegenden Zahl der Fälle nicht mehrmals wöchentlich stattfindenden Therapiesitzungen,

  • die deutlich geringere Gesamtstundenzahl und

  • das aktivere therapeutische Vorgehen des Therapeuten.

Die freie Assoziation als Kernstück der Psychoanalyse erhält weniger Raum, und die psychotherapeutische Arbeit richtet sich an einem zu Beginn der Behandlung gemeinsam definierten Behandlungsfokus aus. Einer der wesentlichen Ziele der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie ist die Entwicklung biographisch begründeten besseren Verständnisses für das aktuell als leidvoll empfundene Erleben und Verhalten und die Befähigung des Betroffenen, diese Erkenntnisse in die Herausforderungen des Alltags zu integrieren. Die Wirksamkeit der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie wurde für beinahe alle psychischen Störungen nachgewiesen (z.B. Depressionen, Angst- und Panikstörungen, Suchterkrankungen, Psychosen, posttraumatische Belastungsstörungen und Persönlichkeitsstörungen). Dem Ziel einer lediglich sehr knappen Vorstellung psychodynamischen Arbeitens ist es geschuldet, dass diese Ausführungen keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit erheben.​

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Mentalisierungsbasierte Therapie (MBT)

Mentalisieren bezeichnet die „menschliche Fähigkeit, Handlungen von anderen und uns selbst bezogen auf zugrundeliegende mentale Zustände zu verstehen“. (Bateman) Jeder Mensch kann mentalisieren, wobei es sich nicht um ein Alles-oder-Nichts-Prinzip handelt: Die Fähigkeit zu mentalisieren kann in unterschiedlichen Bereichen zu verschiedenen Zeitpunkten unterschiedlich stark gestört sein (z.B. kann sich sicherlich jeder an Prüfungssituationen erinnern, in denen es aufgrund des erlebten Stress' deutlich mehr Anstrengung benötigt, "klar zu denken", als außerhalb dieser Situation). Bei einer Vielzahl psychischer Störungen – Borderline-Persönlichkeitsstörung, Depressionen, Traumafolgestörungen, Abhängigkeitserkrankungen, somatoforme Störungen – konnte die MBT ihre sehr hohe Effektivität beweisen. Wenngleich sie sich u.a. auf ein psychodynamisches Grundverständnis stützt, versteht sie sich nicht als ein eigenständiges Therapieverfahren, wenn man ihren Gründern Fonagy und Bateman folgt.

Psychodynamisch-imaginative Traumatherapie (PITT)

Die psychodynamisch-imaginative Traumatherapie wurde von der Nervenärztin und Psychoanalytikerin Luise Reddemann als psychodynamische Behandlungsmöglichkeit insbesondere komplex traumatisierter Menschen entwickelt. Wie alle spezifischen Therapien gliedert sie sich in die drei Phasen Stabilisierung, Traumakonfrontation und Integration. Abweichend zu anderen Traumatherapien muss die Konfrontation jedoch nicht in jedem Fall erfolgen, sondern ihr sinnvoller Einsatz wird individuell entschieden.

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